

TEXT - Kuratorin Eva von Ingram Harpf
DIE DRITTE AUSGABE der temporären Kunstinstallation für den Dorfplatz von Völs zeigt Werke von Marianna Gostner, einer lokalen, multidisziplinär arbeitenden Künstlerin.
Gostner beschäftigt sich mit Archivfotografien von Menschen aus der Region und hat einige herausragende Porträts in Festtagstracht ausgewählt.
Engage ist nicht nur eine Ausstellung zum Betrachten sondern zum Erleben, zum Hinterfragen, zum Fühlen, was die Menschen auf den Werken in dem Moment gedacht und gefühlt haben müssen, als die Porträts aufgenommen wurden.
Als die Künstlerin diese Serie von Installationen für Völs entwickelte, war sie gerade dabei das Buch Transparenzgesellsschaft, einen philosophischen und soziologischen Essay von Byung-Chul Han, einem koreanisch-deutschen Philosophen zu lesen.
Marianna Gostner lies sich von Byung-Chul Han beeinflussen wie dieser die Art und Weise hinterfragt, wie unsere heutige Gesellschaft mit Transparenz und der ständigen Darstellung in den sozialen Medien umgeht. Gostner zeigt in ihren Arbeiten Menschen, die stolz ihre beste
Kleidung zu besonderen Anlässen zur Schau stellen. Die Porträts zeigen Menschen mit verschiedenen Gesichtsausdrücken und ihre Tracht mit vielen Details. Ein Hintergrund oder eine besondere Kulisse werden hingegen nicht berücksichtigt denn es geht um die Person an sich.
Im Gegensatz dazu suchen wir heutzutage nach dem besten Platz für Fotos um allen zu zeigen, wo wir waren und was wir getan haben. Fotos werden nicht mehr gemacht, um eine Erinnerung zu haben, sondern eher, um sichtbar zu sein und wiedererkannt zu werden.
Es ist das so genannte Zeitalter der Selbstdarstellung.
Menschen neigen heutzutage dazu, durch Likes und Shares sofort online sichtbar zu sein, aber wahre und dauerhafte
Beziehungen und Kreativität brauchen Zeit, Undurchsichtigkeit und Langsamkeit, sonst wird unsere menschliche Erfahrung und Interaktion miteinander immer weniger. Gostner spielt in ihren Arbeiten mit der Negativität der Filme um die dramatische Ästhetik der Fotografien zu unterstreichen. Negativität und Geheimhaltung sind wesentlich, da sie Reflexion
und Widerstand ermöglichen.
Die Ausstellung ENGAGE möchte, dass wir in einer historischen Umgebung innehalten, nachdenken und kritisch über die digitale Kultur Now reflektieren.